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 blog 

  • AutorenbildAnette Kupferschmied

Aktualisiert: 24. Okt. 2020


Immer wieder werde ich von Menschen die meine Aufführungen mit den Kindern sehen gefragt, woher ich diese vielen verschiedenen Ideen habe für den alljährlichen Zirkus Auftritt der Kinder. Das nehme ich zum Anlass mal etwas aus dem Nähkästchen zu plaudern wie die Nummern jeweils entstehen bzw. das Zirkuspädagogische Konzept meiner Arbeit vorzustellen:  Das "Zirkus Jahr" an der Schule startet damit, dass wir uns in der Gruppe einigen was von den möglichen Angeboten der Schwerpunkt sein soll. Akrobatik, Einrad, Hula Hoop, Jonglage, Springseil, Kugel laufen oder Pyramiden. Diese Einigung geht meistens sehr schnell, da die Kleineren bei der Aufführung vor den Sommerferien gesehen haben, was die Größeren gemacht haben. Somit sind sie hoch motiviert auch zu lernen, was ihre großen Vorbilder können. Schon allein das finde ich sehr positiv. Sie haben schon gesehen, dass es tatsächlich möglich ist. Andere haben es auch gelernt, also werde ich es auch schaffen. (Beim Einrad fahren z.b. braucht es streckenweise schon sehr viel Motivation um daran zu glauben, dass man das irgendwann tatsächlich kann!)  u`Dann kommt eine lange Zeit in der wir üben, um die jeweiligen Fertigkeiten zu erlernen. Die Kinder legen einen beachtlichen Eifer und ein großes Durchhaltevermögen an den Tag, um Woche für Woche weiter zu üben und die Dinge wieder und wieder zu probieren.  Dabei achte ich sehr auf ein wohlwollendes miteinander. Die Kinder sollen sich in jedem Moment wohl fühlen. Es gibt kein übergeordnetes Ziel das zu erreichen ist. Was zählt und Freude macht, ist nur der persönliche Lernfortschritt. Egal an welchem Punkt die Kinder begonnen haben und egal wie weit die Strecke ist, die sie auf ihrem Lernweg zurück legen.  Die Kinder spüren diese Haltung, die ich, wenn nötig, auch sehr klar kommuniziere. So fallen Angst und Leistungsdruck von ihnen ab und sie üben ohne müde oder frustriert zu werden. Sie wissen, dass sie nicht von anderen ausgelacht oder gar von mir blossgestellt werden. Dadurch fallen Konkurrenz und Sticheleien untereinander automatisch weg und die Kinder sind frei sich auf das zu konzentrieren was sie lernen wollen. Und noch etwas passiert dadurch, was für das spätere Erarbeiten der Nummern von wesentlicher Bedeutung ist: die Kinder schätzen sich selber automatisch richtig ein und positionieren sich entsprechend. Dadurch entsteht eine natürliche Ordnung in der Gruppe. Da der Boden dadurch schon gelegt ist, finden die Kinder beim Kreieren der Nummern dann auch relativ schnell ihren Platz.  Das Schuljahr ist nun schon fortgeschritten und es ist eine willkommene Abwechslung wenn ich dann ca. 3 Monate vor dem Auftritt ankündige, dass wir langsam beginnen Ideen zu sammeln für den Auftritt. Das ist für mich eine magische Zeit. Es folgen Stunden in denen wir Brainstorming machen, Ideen spinnen, Ideen verwerfen und uns untereinander nicht einig werden. Das gehört zum Konzept. Die Ideen sollen aus der Gruppe kommen. Meine Aufgabe ist es dann die Konzentration zu halten, die Ideen ein bisschen zu sortieren und die Geduld nicht zu verlieren. In der Zeit ist es wichtig zu vertrauen, dass dieser magische Moment kommt in dem es „klick“ macht. Als „klick“ bezeichne ich innerlich den Moment in dem plötzlich DIE Idee da ist und alle sind dabei. Es ist plötzlich eine Einheit und eine klare Entscheidung da.  Auf diesen Moment zu warten ist wesentlich für die Qualität des Auftritts. Weil: 1. Fühlen sich die Kinder dadurch später wohl in ihrer Rolle. Das nimmt das Publikum intuitiv wahr. 2. Sind sie motiviert dabei, da es ihre Idee ist. 3. Geht es dann nicht mehr um sie als einzelne, sondern darum etwas gemeinsames zu kreieren. Dadurch sind sie gerne bereit sich ergänzend einzubringen, so dass ihre Rolle in das Gesammtbild passt.  Für mich war eine der spannendsten Erarbeitungsphasen „der Baustein Planet“ letztes Jahr. Da hat es „klick“ gemacht als folgende Ideen kombiniert wurden: Die Kinder sollten Bausteine sein aus denen dann die Menschenpyramiden gebaut werden. Ein Kind wollte ein Alien sein. Also sollte ein Alien von einem fremden Planeten kommen und die Bausteine auf dem Bausteinplanet besuchen. Das ist ein Beispiel für eine tolle Integrationsarbeit von der Seite der Kinder. Das konnte dadurch geschehen, dass in der Gruppe schon die „natürliche Ordnung“ war, in der alle ihren Platz haben und den andern ihren Platz lassen. Für mich als Erwachsene und Verantwortliche ist die Herausforderung in dem Moment die Phantasie der Kinder nicht zurecht stutzen, Normen, eigene Ideen und selbst gemachter Erfolgsdruck außer acht zu lassen und dem "klick" zu vertrauen. Zu sagen: „Aha, ein Alien kommt also auf den Bausteinplanet. Die Bausteine bauen dann die Pyramiden. Ok, das ist also unsere Grundidee.“ Ehrlich gesagt konnte ich mir am Anfang nichts darunter vorstellen. Vertrauen, vertrauen… Mit der "Klick" Idee ist dann auch die Phase abgeschlossen, in der wir Kunststücke üben und Neues lernen. Jetzt schauen wir was jede/r kann, wer was zeigen will und wie wir die Grundidee ausgestalten. Eine kleine Geschichte zu der Grundidee wird gesponnen…viele größere und kleinere spontane Ideen werden aufgenommen und eingebaut. Ca. drei bis vier Wochen vor dem Auftritt steht der Ablauf. Die Tricks sind in der Geschichte eingebaut alle wissen wann sie wo stehen müssen und kennen den Ablauf. Dann ist es wiederum meine Aufgabe eine passende Musik zu finden. Sie darf nicht zu stark sein, damit die Kinder nicht überspielt werden. Sie soll unterstützend sein, aber nicht langweilig und gute Stimmung machen. Dann kommt der Feinschliff: Die Kostüme werden besprochen, die Schlussverbeugung wird geprobt, mein meist gesagter Satz in diesen Stunden ist: „Lächeln nicht vergessen“ :-) Und dann, wenn alles fertig ist kommen oft noch mal magische „klick" Momente: es tauchen neue Ideen auf, die so gut sind, dass man sie nicht ignorieren kann, obwohl jetzt gerade endlich alles fertig war!! Meist lassen die sich dann jedoch ohne jegliche Mühe einfach noch hinzufügen. Und dann ist es soweit: der Auftritt!  Die Stunden davor sind immer ein großes Gewusel mit den über 40 aufgeregten Kindern in der Turnhalle. Doch die Kinder sind super kooperativ, helfen mir bei allem was noch zu tun ist, kein Streit, keine Notfälle….und so ist dann tatsächlich alles pünktlich bereit für den großen Auftritt! Ja, den Rest ist dann wirklich ein Fest. Die Zeit fliegt und die Aufführung ist immer viel zu schnell vorbei! Ich finde die Kinder machen es immer grossartig und das Publikum auch. Ich liebe diese schöne Stimmung des Auftritts! Das Feedback das ich am meisten bekomme ist, dass dem Publikum auffällt, wie selbstvertändlich, Selbstbewusst und Freudig die Kinder auf der Bühne stehen! Und: nach dem Auftritt ist vor dem Auftritt...sobald wir nach den Sommerferien wieder starten kommen neue Ideen aus den Kindern rausgesprudelt...




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